Freitags um 9 Uhr rollen die Kugeln auf dem Stiftungsgelände in Magdeburg-Cracau. Denn hier wurde eigens für die Beschäftigten der Pfeifferschen Werkstätten für Menschen mit Behinderung eine Anlage für Boccia, die italienische Variante des französischen Kugelspiels Boule, geschaffen.
»Sport ist mehr als nur Bewegung«, betont Maik Greilich, der neben seiner Tätigkeit als Gruppenleiter in der Werkstatt auch die sportliche Begleitung im Boccia, Badminton und Triathlon übernimmt. »Sport fördert die Teamfähigkeit, das Selbstbewusstsein und die soziale Integration. Gerade für Menschen mit Behinderung ist es wichtig, die eigenen Fähigkeiten zu entdecken und zu stärken. Boccia ist leicht zu erlernen und bietet eine tolle Möglichkeit, Koordination und Präzision zu trainieren, sich zu messen und gemeinsam Erfolge zu feiern. Noch dazu ist Boccia eine Sportart, die uneingeschränkt inklusiv gespielt werden kann.«
»Sport fördert die Teamfähigkeit, das Selbstbewusstsein und die soziale Integration. Gerade für Menschen mit Behinderung ist es wichtig, die eigenen Fähigkeiten zu entdecken und zu stärken.« Gruppen- und Übungsleiter Maik Greilich
Bewegung, Spiel und Sport sind fester Bestandteil der arbeitsbegleitenden Maßnahmen in den Werkstätten der Pfeifferschen Stiftungen. Diese Angebote sind mindestens ebenso wichtig wie die berufliche Qualifizierung und Förderung unserer Beschäftigten oder die begleitenden therapeutischen Angebote. Sportliche Aktivitäten wie Boccia bringen einerseits Abwechslung in den Arbeitsalltag und tragen andererseits ganz wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung der Werkstattbeschäftigten bei.
Von den Special Olympics zur eigenen Bahn
Auf dem Gelände der Pfeifferschen Stiftungen kann das Spiel mit den Kugeln jetzt ganz exklusiv auf einer eigenen Anlage trainiert werden. Im Sommer 2024 wurden hier zwei wettkampftaugliche Kiesbahnen eröffnet. Dass es so weit kam, hat viel mit den Erfolgen der Sportlerinnen und Sportler der Stiftungen zu tun. Sie kamen 2021 bei den Special Olympics Landesspielen in Halberstadt erstmals mit dem Boccia-Sport in Berührung.
Die Special Olympics sind die weltweite Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, deren Wettbewerbe sowohl auf Landes- und Bundesebene in Deutschland als auch international ausgetragen werden. Die Begeisterung für den Sport war entfacht und es gab schon in Halberstadt die ersten Medaillen.
»Damit war unsere Trainingsgruppe Boccia geboren – und auch der Wunsch nach einer eigenen Boccia-Bahn«, blickt Übungsleiter Maik Greilich zurück. »Anfangs haben wir auf Kunstrasen trainiert, aber bei den Bundesspielen 2022 in Berlin, die in der Halle auf Filzteppich stattfanden, zeigte sich, dass sich die Kugeln auf den verschiedenen Belägen auch unterschiedlich verhalten. Deshalb haben wir zunächst eine Teppichbahn angeschafft.«
In Vorbereitung auf die Special Olympics World Games, die im Sommer 2023 erstmals in Deutschland stattfanden, wurde jedoch deutlich, dass das Freiluft-Training auf einer Kies- oder Splittbahn ebenso wichtig ist. Und so beschlossen der Bereich Arbeit + Teilhabe und der Vorstand der Pfeifferschen Stiftungen, eine solche Außenbahn auf dem Stiftungsgelände zu schaffen.
Eine schöne Bestätigung für diese Entscheidung waren dann die Erfolge, die unsere Athleten bei den Weltspielen feiern konnten: Allein im Boccia gab es eine Goldmedaille im Einzel und eine Silbermedaille im Team-Wettbewerb.
Eine Gemeinschaftsleistung
Das Bauprojekt wurde von den Werkstätten der Pfeifferschen Stiftungen dann sogar selbst umgesetzt, denn zu den vielfältigen Arbeitsbereichen gehört auch der Garten- und Landschaftsbau. Seit der Fertigstellung der beiden Bahnen im Sommer 2024 wird dort jeden Freitagmorgen bei gutem Wetter fleißig trainiert. Ein Angebot, das wie alle anderen Sport- und Kulturangebote in den Werkstätten allen interessierten Beschäftigten offensteht.
»Ein solche Freiluft-Doppelbahn gibt es in Magdeburg nur einmal«, sagt Maik Greilich. »Ziel ist es, die Boccia-Anlage als Treffpunkt für Bewohner und Besucher aus allen Bereichen der Pfeifferschen Stiftungen zu etablieren und hier eines Tages offizielle Wettkämpfe auszurichten.«
Besonders stolz ist er auch darauf, »dass zwei unserer Athleten, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen, kürzlich die Übungsleiter-Assistenzausbildung abgeschlossen haben.« Damit unterstützen sie nicht nur ihren Übungsleiter, sondern leiten künftig selbständig andere Beschäftigte an, die Kugeln zielgenau zu platzieren. Auch das ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Eigenverantwortung und der Verantwortung füreinander – und ein schönes Zeichen für ihr großes Engagement im Sport.
Weitere Informationen rund um die Werkstätten finden Sie hier:
Webseite der Werkstätten für Menschen mit Behinderung in den Pfeifferschen Stiftungen
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