»Ich könnte mir gerade keine interessantere Arbeit vorstellen als die in der geriatrischen Medizin. Zu uns kommen Patienten aus nahezu allen Fachgebieten«, sagt der Facharzt Dr. med. Sascha Schadwinkel. Seit Juni 2023 ist er Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Klinikum der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg.
Text: Kathrain Graubaum
Die Geriatrie ist die Altersmedizin – womit wohl ein Großteil der Bevölkerung Berührungsängste hat. Alt wollen die meisten werden, aber nicht krank. Der Mediziner Dr. Sascha Schadwinkel weiß zu gut, dass die Realität anders aussieht. Mit zunehmendem Alter kommen die Krankheiten, meistens mehrere gleichzeitig: Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen, Muskelschwäche, Lähmungen, Sturzkrankheit, Mangelernährung, auch Altersdepressionen …
»Trotzdem können sich die Patienten oft noch gut selbst versorgen, kommen zurecht in ihrer häuslichen Umgebung. Aber wenn sie plötzlich in eine Krisensituation geraten, etwa durch einen Schlaganfall oder Sturz mit Knochenbruch, dann ist es mit der Selbständigkeit erst einmal vorbei«, sagt Dr. Schadwinkel und erklärt: »Besteht für die Betreffenden Aussicht auf Besserung des Gesundheitszustandes und zudem die Chance, wieder in ihr eigenständiges Leben zurückzukehren, dann werden sie von dem Krankenhaus, in dem sie gerade behandelt werden, in unsere Klinik für Geriatrie überwiesen.«
Die einzige geriatrische Klinik in Magdeburg ist die des Klinikums in den Pfeifferschen Stiftungen. Hier arbeitet Sascha Schadwinkel, Facharzt für Neurologie, Geriatrie und Palliativmedizin, seit 2015. Davor war er am Klinikum Magdeburg tätig und zuvor am Universitätsklinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. »In der Krankenhausmedizin sind die meisten Patienten über 70 Jahre alt. Da hat man die Altersmedizin immer mit dabei«, sagt der Magdeburger und dass in die Geriatrie Patienten aus nahezu allen Fachgebieten kommen. In diesem hochkomplexen Fachbereich könne man als Arzt umfangreiche Erfahrungen sammeln.
45 Betten hat die Klinik für Geriatrie der Pfeifferschen Stiftungen. »Wir führen mit den überweisenden Ärzten in den Kliniken intensive Gespräche, um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um geriatrische Patienten handelt. Er oder sie muss über 70 Jahre alt sein, eine Multimorbidität aufweisen, aber trotzdem therapiefähig sein«, erklärt der Klinik-Chef.
Im Gegensatz zur Kurzzeitpflege oder zur dauerhaften Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung biete die geriatrische Klinik eine sehr aufwändige ganzheitliche Behandlung, um zu verhindern, dass der Pflegefall eintritt. Ein interdisziplinäres, multiprofessionelles Team aus Internisten, Neurologen, Psychiatern und Neuropsychologen, aus Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten arbeitet Hand in Hand. Auch der Sozialdienst gehört zum Team. »Eine Entlassung kann den Patienten in Angst und Schrecken versetzen, wenn die Lebensumstände zu Hause nicht darauf eingestellt sind. Das kommt in der Geriatrie nicht vor«, betont Sascha Schadwinkel.
Die ganzheitliche Betrachtung der Patienten gehört zum Leitbild der Klinik für Geriatrie. »Wir sehen nicht nur etwa den akuten Oberschenkelhalsbruch, sondern betrachten auch all die anderen Erkrankungen. Wir fordern Befunde an und klären alte und neue Symptome ab«, sagt Schadwinkel. Ebenso wird in seiner Klinik die Demenz-Diagnostik durchgeführt. Denn früh erkannt, könne das Fortschreiten einer Demenz-Erkrankung durch spezielle Therapien verzögert werden. Überhaupt gehe es in der Geriatrie um umsichtiges und frühzeitiges Handeln: »Wer im Alter über 70 im Bett liegen bleibt, wird sehr schnell immobil. Solch ein Prozess lässt sich kaum rückgängig machen.«
Aus der Klinik für Geriatrie der Pfeifferschen Stiftungen wird über die Hälfte der Patienten wieder nach Hause entlassen. »Daran sehen wir, wie die Patienten von der aufwändigen Therapie profitieren. Wir haben die Erfolge vor Augen, das motiviert uns«, sagt der 40-jährige Mediziner und erzählt von seinem neuesten Vorhaben: In der Lungenklinik Lostau – ebenfalls in Trägerschaft der Pfeifferschen Stiftungen – will er eine geriatrische Rehabilitation etablieren. Die Patienten, die dort aufgenommen werden, müssten nicht zwangsläufig eine akute Erkrankung mit Klinikaufenthalt hinter sich haben. Sie könnten den Reha-Antrag mit Unterstützung des Hausarztes stellen, wenn sich ihr Zustand allmählich verschlechtert. »Auch das Reha-Ziel soll sein, die Patienten zu befähigen, ihr Leben weiterhin beziehungsweise wieder zu meistern«, sagt Dr. Sascha Schadwinkel.
Weiterführende Informationen finden Sie hier:
Webseite der Klinik für Geriatrie
Schreiben Sie einen Kommentar