In der über 120-jährigen Geschichte der Lungenklinik Lostau ragt ein Name heraus: Heinrich Friedel. In einem Vierteljahrhundert als Ärztlicher Direktor formte er aus der Tuberkulose-Heilstätte ein weltweit geachtetes Zentrum der Pneumologie. Ein Blick zurück auf die »Ära Friedel«.
Heinrich Friedel – 1920 in Darmstadt geboren – schloss sein Studium der Medizin 1944 mit Staatsexamen und Promotion ab. Nach einer Ausbildung zum Lungenfacharzt in Schwerin wechselte er 1952 als Oberarzt an das Tuberkulose-Forschungsinstitut Berlin-Buch. Hier widmete sich Friedel intensiv der Verbesserung des klassischen Instrumentariums der Bronchoskopie (Lungenspiegelung).
Das nach ihm benannte »Beatmungsbronchoskop mit proximaler Beleuchtung« erwies sich als Qualitätssprung in der Endoskopie der Atemwege und avancierte zum »Exportschlager« der DDR-Medizintechnik. Die Friedel’sche Innovation ermöglichte eine patientenschonende Untersuchung in Narkose und leuchtete die Bronchien perfekt aus – damit war sie prädestiniert für die Früherkennung des immer häufiger auftretenden Lungenkarzinoms.
1958 kam Heinrich Friedel nach Lostau. Unter seiner Regie als Chefarzt und Ärztlicher Direktor entwickelte sich die reine Tuberkulose-Heilstätte »Waldkrankenhaus Lostau« zu einer modernen Fachklinik für Atemwegserkrankungen. Das Kernstück bildete die bronchologische Abteilung: Sie brachte eine Reihe hocheffektiver Diagnose- und Therapieverfahren hervor, die im In- und Ausland vielfach übernommen wurden. Friedels Renommee lockte Fachärzte aus aller Welt zu Konsultationen und Weiterbildungen nach Lostau. Seine Mitarbeiter waren bald gefragte Experten, die den hervorragenden Ruf der »Lostauer Schule« in Ost wie West begründeten.
Friedel setzte weitgreifende Impulse. So ließ er nicht nur neue leistungsfähige Speziallabore und Funktionseinheiten in Lostau einrichten. Er widmete sich auch den sozialen Bedürfnissen seiner Angestellten: Für die damals rund 150 Mitarbeiter entstand ein eigenes Wohngebiet – mit Kinderbetreuung, Post, Friseur und Lebensmittelgeschäft. Den Zusammenhalt der Lostauer Belegschaft festigten nicht zuletzt die geselligen Treffen und Ferienaufenthalte, die »der Alte« für »seine Mannschaft« organisierte.
Mit Friedel, der sich 1960 habilitierte, verstetigte sich auch die Kooperation mit der Magdeburger Hochschulmedizin, die den Lostauern 1962 den Status »Lungenklinik der Medizinischen Akademie Magdeburg« verlieh. Es ist wiederum Friedel zuzuschreiben, dass die Lungenheilkunde aus ihrem Nischendasein heraus und in die universitäre Forschung und Lehre der Inneren Medizin zurückgeführt wurde: 1977 richtete die Magdeburger Akademie den ersten Lehrstuhl für Innere Medizin/Pneumologie an einer Hochschule der DDR ein und berief Friedel zu dessen Leiter.
1981 verabschiedete sich Prof. Friedel in den Ruhestand. Zahlreiche Fachgesellschaften würdigten sein Schaffen – unter anderem verlieh ihm die »World Association for Bronchology« 1998 die Ehrenmitgliedschaft. Mit 92 Jahren, im Juni 2012, starb Heinrich Friedel. Die Nachrufe ehemaliger Schüler und Mitarbeiter waren erfüllt mit dankbaren Erinnerungen an sein herausragendes Wirken als Mediziner und begeisternder Hochschullehrer, genauso wie an seine väterliche Unterstützung, die sie zu einem Teil der »Lostauer Familie« werden ließ.
Mehr über das heutige Leistungsspektrum erfahren Sie hier:
Website der Lungenklinik Lostau
Schreiben Sie einen Kommentar