Kein Kampf auf verlorenem Posten
Foto: Andreas Lander/Pfeiffersche Stiftungen Lungenkrebs – Heilung (un)möglich? Teil 1

Kein Kampf auf verlorenem Posten

 
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Rund 2.000 Menschen erkranken in Sachsen-Anhalt jährlich neu an Lungenkrebs. Tendenz steigend. Das Lungenkrebszentrum in Lostau hat sich – als eine von nur zwei Einrichtungen dieser Art im Land – auf die umfassende und ganzheitliche Versorgung von Lungenkrebspatienten spezialisiert.

Lungenkrebs ist heimtückisch. Er ist ein aggressives Karzinom, verursacht aber zunächst keine Beschwerden. So kann er lange unbemerkt wachsen und wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Seine Behandlung erfordert ein nahtloses Ineinandergreifen verschiedener medizinischer und therapeutischer Disziplinen.

Lungenklinik Lostau. Foto: Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen

Im Lungenkrebszentrum Lostau werden jährlich mehr als 230 Patientinnen und Patienten mit der Erstdiagnose Lungenkrebs behandelt, operiert und begleitet. »Die Behandlung des Bronchialkarzinoms ist komplex, die Ausprägungen sind sehr unterschiedlich«, erklärt die Lungenfachärztin und Onkologin Dr. med. Ina Dittrich, die das Zentrum leitet. »Aktuelle Erhebungen aus Krebsregisterdaten zeigen, dass man in spezialisierten Einrichtungen am besten aufgehoben ist.«

Dr. med. Ina Dittrich, Onkologin und Leiterin des Lungenkrebszentrum in Lostau. Foto: Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen

Im Lungenkrebszentrum der Lungenklinik Lostau werden Betroffene gemeinsam von Chirurgen, Pneumologen, Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Schmerztherapeuten und Nuklearmedizinern behandelt. Unterstützt wird die Therapie durch nichtärztliche Fachtherapeuten, die sich insbesondere um die psychischen und sozialen Auswirkungen der Erkrankung kümmern.

»Die Behandlung des Bronchialkarzinoms ist komplex, die Ausprägungen sind sehr unterschiedlich.« Dr. med. Ina Dittrich

Die hohe Expertise und Versorgungsqualität wird jährlich durch die Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft bestätigt: Seit 2013 ist das Lungenkrebszentrum Lostau zertifiziert und unterzieht sich regelmäßigen Audits, in denen das Zusammenspiel der Fachdisziplinen, die Ausstattung, die Qualifikation und die Behandlungsentscheidungen intensiv geprüft werden.

Seit 2013 ist das Lungenkrebszentrum Lostau durch die Deutsche Krebsgesellschaft DKG zertifiziert und stellt damit seine herausragende Behandlungsqualität jährlich unter Beweis. Foto: Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen

Schnelle Entscheidungen, moderne Therapien

Für eine erfolgreiche Behandlung spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Nach der Diagnose muss schnell gehandelt werden, um das Wachstum oder ein Streuen des Tumors zu verhindern oder zu verlangsamen. Welche Therapie im Einzelfall die richtige ist, hängt von der Art des Tumors und dem Stadium der Krebserkrankung ab. Um diese zu finden, wird eine umfangreiche Diagnostik durchgeführt – mit Hilfe von Bronchoskopie und Sonografie, CT, PET-CT und MRT. Außerdem muss geklärt werden: Kommt eine Operation überhaupt in Frage? Kann ein Patient die Entfernung eines Teils seiner Lunge kompensieren?

Wird Lungenkrebs in frühem Stadium erkannt, kann eine OP genügen, um das Tumorgewebe zu entfernen. Im Lungenkrebszentrum führen Prof. Dr. med. Thorsten Walles und seine Kollegen mehr als ein Drittel der Eingriffe auch per schonender Schlüsselloch-Technik durch. Foto: Andreas Lander/Pfeiffersche Stiftungen

»Viele unserer Patienten haben jahrzehntelang geraucht«, erklärt der Chefarzt der Thoraxchirurgie, Prof. Dr. med. Thorsten Walles. »Das führt neben Lungenschäden häufig auch zu Herz- und Gefäßproblemen. Deshalb werden auch die Lungenkapazität, die Sauerstoffaufnahme im Blut und das Herz von den internistischen Kolleginnen und Kollegen genau untersucht.«

Prof. Dr. med. Thorsten Walles, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie der Lungenklinik Lostau. Foto: Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen

In der wöchentlichen Tumorkonferenz kommen alle medizinischen Disziplinen des Hauses und der Partnerinstitutionen zusammen und alle Befunde der Patienten auf den Tisch. Gemeinsam wird jeder einzelne Fall besprochen, ein individueller Behandlungsplan festgelegt oder überprüft. Dabei sind viele Fragen zu klären: Reicht eine Operation? Wie viel Lungengewebe muss entfernt werden? Kann minimal-invasiv operiert werden? Soll die operative Entfernung des Tumors durch eine Chemotherapie ergänzt werden, um die Bildung von Metastasen zu verhindern? Hat der Tumor bereits gestreut und ist eine Kombination von Chemo- und Strahlentherapie notwendig? Können neue Behandlungsansätze wie Immuntherapie oder zielgerichtete Therapie eingesetzt werden? Ist eine ambulante Therapie möglich oder muss der Patient stationär behandelt werden? Oder muss das Behandlungsziel eher darin bestehen, tumorbedingte Beschwerden zu lindern und das Tumorwachstum zu verlangsamen?

»Viele unserer Patienten haben jahrzehntelang geraucht.« Prof. Dr. med. Thorsten Walles

Wie leistungsfähig ist die Lunge? Dies gilt es insbesondere im Vorfeld eines operativen Eingriffs zu klären. Dafür stehen im Lungenkrebszentrum Lostau verschiedene Untersuchungsverfahren wie der Belastungstest auf dem Spiroergometer zur Verfügung. Foto: Andreas Lander/Pfeiffersche Stiftungen

Therapieverfahren werden immer besser

»Wir können längst nicht alle heilen – aber die Möglichkeiten der Tumorkontrolle werden durch weiterentwickelte und neue Therapieverfahren immer besser«, sagt die Pneumologin Dipl.-Med. Katrin Lehnhardt. »So betreuen wir einige Patienten, bei denen der Tumor bereits gestreut hat, bereits seit zehn Jahren unter medikamentöser Therapie.«

Die Chemotherapie ist eine wichtige Säule in der Behandlung des Lungenkrebses. Den Patienten werden hierbei per Infusion spezielle Medikamente verabreicht, die das Wachstum der Krebszellen bremsen. Foto: Andreas Lander/Pfeiffersche Stiftungen

»Im Kampf gegen den Lungenkrebs haben wir in den letzten Jahren immer mehr Boden gut gemacht«, betont Professor Thorsten Walles. »Unsere chirurgischen Therapiemöglichkeiten haben sich enorm erweitert, die Behandlung der Tumoren kann durch unsere Kollegen aus der Inneren Medizin immer gezielter erfolgen und ist oft besser verträglich als noch vor zehn oder zwanzig Jahren.«

»Im Kampf gegen den Lungenkrebs haben wir in den letzten Jahren immer mehr Boden gut gemacht.« Prof. Dr. med. Thorsten Walles

So rasant die Fortschritte in der Therapie waren und sind – eine Vorsorgeuntersuchung auf Lungenkrebs gibt es (noch) nicht. Viele der Betroffenen, die in Lostau behandelt werden, befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung. »Oft haben sie zum Zeitpunkt der Diagnose bereits so starke Beschwerden – Schmerzen, Atemnot, chronische Bronchitis –, dass neben der tumorspezifischen Therapie eine zusätzliche symptomspezifische Therapie notwendig ist«, erklärt Oberärztin Dittrich. Auch diese wird im Lungenkrebszentrum Lostau angeboten.

Lesen Sie im zweiten Teil des Beitrags, welchen Anteil palliativmedizinische, psychologische und andere therapeutische Maßnahmen an der ganzheitlichen Behandlung von Lungenkrebspatienten haben.
Hier geht’s zum zweiten Teil

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