Das Klinikum der Pfeifferschen Stiftungen hat die medizinischen Voraussetzungen geschaffen, das Impella-Verfahren anzuwenden. Es handelt sich dabei um eine minimalinvasive Methode, bei der eine Mikro-Pumpe während eines Eingriffs am Herzen zeitweise den Herzschlag unterstützt. »Damit können wir das Risiko für die Patienten, an den Folgen einer schweren Herzerkrankung zu sterben, erheblich reduzieren«, sagt Dr. med. Jochen Molling, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin der Pfeifferschen Stiftungen. Die Ärzte, Schwestern und Pfleger in seinem Team haben eine besondere Schulung absolviert und sind stolz auf ihre ersten erfolgreichen Operationen.
Text: Kathrain Graubaum
Wie genau verläuft das Impella-Verfahren?
Dr. Jochen Molling: Ein Katheter, in dem sich eine spezielle Pumpe befindet, wird über eine Beinarterie mittels eines Führungsdrahtes bis in die linke Herzkammer eingeführt. Der Katheter besitzt eine abgerundete Spitze und kann die Herzwand nicht verletzen. Eine außerhalb des Körpers stehende Steuerungseinheit mit winziger Kreiselpumpe saugt das Blut in der linken Herzkammer an und pumpt es außerhalb der Herzkammer oberhalb der Aortenklappe wieder in den normalen Blutkreislauf.
Das Blut verlässt also den Körper nicht. Die vorübergehend nicht vorhandene Pumpkraft des Herzens wird durch die künstliche Pumpe so lange wie notwendig unterstützt bzw. ersetzt. Wenn sich die Durchblutung der Herzgefäße verbessert hat und das Herz wieder allein pumpen kann, wird die künstliche Pumpe herausgezogen und das Arterienlöchlein in der Leistenbeuge mit einer Naht verschlossen.
Das Impella-Verfahren ist kompliziert, die Medizintechnik dafür ist teuer und das Personal muss besonders geschult werden. Warum haben sich die Pfeifferschen Stiftungen dafür entschieden, diese OP-unterstützende Methode anzubieten?
Dr. Jochen Molling: Wir wollen noch besser auf schwere Fälle vorbereitet sein, denn wir sind in die Akutversorgung von Herzpatienten aus der Region einbezogen und haben das ganze Jahr über sieben Tage in der Woche einen 24-Stunden-Herzkatheterbereitschaftsdienst. Manche Patienten kommen zu Fuß oder mit dem Auto gerade noch selbst in unsere Notaufnahme, dann verschlechtert sich plötzlich deren Zustand, weil sich ein Herzgefäß ganz verschlossen hat. Die Folge kann eine stark ausgeprägte Form der Herzinsuffizienz sein, der sogenannte kardiogene Schock. In solch einer Situation müssen die Blutgefäße schnell wieder geöffnet werden. In der zu überbrückenden Zeit kann eine Pumpe im Herzen die Pumpfunktion unterstützen und die übrigen Organe des Körpers mit genügend Blut und Sauerstoff versorgen. Der Patient hat damit eine größere Überlebenschance.
Sind die Pfeifferschen Stiftungen in der Region der einzige Anwender des Impella-Verfahrens?
Dr. Jochen Molling: Das Uniklinikum Magdeburg ist ein Maximalversorgungshaus und war bislang eine Klinik im Umfeld, die das Impella-Verfahren angewendet hat. Aber oft sind dort keine Kapazitäten mehr frei. Dann werden die akuten Fälle zu uns gebracht. Aber auch die Patienten selber sollten wissen, dass wir jetzt auch über die spezielle medizinische Infrastruktur verfügen, um das Impella-Verfahren erfolgreich anzuwenden.
Die erste gelungene Operation hat Ihr Team an einem 75-jährigen Patienten durchgeführt. Was können Sie über den Fall erzählen?
Dr. Jochen Molling: Der Patient hatte vor zehn Jahren einen Herzinfarkt, wurde erfolgreich im Herzkatheterlabor behandelt und war über die Jahre stabil. Im Februar dieses Jahres wurde er dekompensiert in unserer Klinik aufgenommen. Die Herzerkrankung hatte sich verschlechtert, ein Stent hatte sich zugesetzt und das Herz pumpte nur noch mit einem Bruchteil seiner Kraft. Durch eine spezielle Untersuchung konnte zum Glück nachgewiesen werden, dass noch lebendige Herzzellen im alten Herzinfarktgebiet vorhanden waren. Die mussten wieder mit Blut versorgt werden, um arbeiten zu können.
Wir machten dem Patienten das Angebot einer komplexen Wiedereröffnung des verschlossenen Herzvorderwandgefäßes. Das Risiko der Intervention war allerdings erhöht, weil der Patient nur noch wenige eigene Reserven hatte. Erstmalig setzten wir bei ihm die Herzunterstützungspumpe für die Dauer des Eingriffs ein. Der Patient konnte schon am nächsten Tag nach Hause entlassen werden.
Ist das Impella-Verfahren nur für eine bestimmte Zielgruppe geeignet?
Dr. Jochen Molling: Nein. Jeder und jede – mit oder ohne Vorerkrankung am Herzen – kann aus heiterem Himmel von einem plötzlichen Herzinfarkt mit akutem Pumpversagen betroffen sein; sogar sich fit fühlende Sportler. Sicher erinnern sich viele an die Fernsehbilder von einem Profi-Fußballspieler, der plötzlich auf dem Rasen zusammenbrach und reanimiert werden musste. Die Herzunterstützungspumpe für die Dauer des Eingriffes am Herzen ist für Menschen jeden Alters eine Chance, die notwendige Intervention bei bereits schwer eingeschränkter Herzleistung zu überleben.
Wie ist für Ihre Herzpatienten die Vor- und Nachbehandlung geregelt?
Dr. Jochen Molling: Die Betreuung unserer Patienten erfolgt in enger Verzahnung von ambulanter Medizin der kardiologischen Praxis im MVZ der Pfeifferschen Stiftungen und bei Bedarf dann eben auch im stationären Bereich unseres Krankenhauses. So können wir sicherstellen, dass alles, was medizinisch ambulant machbar ist, auch ambulant durchgeführt wird und dass nur zwingend notwendige stationäre Maßnahmen im Krankenhaus erfolgen.
Dadurch ist es möglich, die meisten Patienten ambulant vorzubereiten und sie erst am Tag des Eingriffs stationär aufzunehmen. Die meisten können bereits einen Tag nach dem Eingriff beschwerdefrei nach Hause entlassen werden. Alle erforderlichen Nachsorgen erfolgen dann durch unsere reguläre vertragsärztliche kardiologische Sprechstunde in enger Zusammenarbeit mit dem Hausarzt bzw. den zuweisenden Kardiologen.
Weiterführende Informationen finden Sie hier:
Webseite der Klinik für Innere Medizin / Kardiologie
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